068 Jelena - Bookart

UNIKATBÜCHER
GERHARD MULTERER
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068 Jelena

Ebene 2

… wie weich sind doch die grünen Felder mit ihren Geschichten aus Honig  und Blut die Märchen die der Balkan den traurigen Kindermenschen zuflüstert wie  die Gezeiten der Adria die Erde beruhigt



dort gibt es Frauen die im Rhythmus der Liebe über den Tod lachen und sich Girlanden aus vergossenen Tränen um ihre zarten Schultern binden ich liebte diese Seele und wagte nicht sie zu berühren und ich liebte diese Sehnsucht und das Bild eines jungen Gesichts der Westküste zugeneigt so wurdest du was du warst und was du bist Jelena die Frau die es nicht gibt ich habe sie mein ganzes Leben getragen als bunte Murmel in meinem Kopf unglücklich von Zeit zu Zeit weil diese Sehnsucht verborgen war in einer Menge leuchtender Sterne hinter dem Horizont

die Donau selbst hat ihre Stimme erhoben und wie ein Bewusstseinsstrom  den Wahrheitskern durchs grobe Sieb in meinen Kopf getrieben komm meine  Freundin es ist nie zu spät eine neue Welt zu suchen

die Landzunge zwischen Sava und Donau spricht von Heilungsritualen die  Liebe blickt nicht zurück sie träumt vom kleinen Glück und Ineinanderfließen  der Teig der Zeit wird langsam gar Zeiten und Menschen sind verwoben zu einem  Teppich aus erdigen Tönen zerrissen und unsagbar schön soll ich die gerissenen  Stücke geduldig aufzunehmen und wieder zusammenfügen und mir sagen dass das  Ausgebesserte wieder so schön ist wie es als Ganzes mal war
nein was gebrochen ist ist gebrochen ich möchte mich lieber daran erinnern wie es in den besten Tagen war es ist besser geliebt und etwas verloren zu haben als überhaupt nie geliebt zu haben Liebe geht nie ganz verloren wenn sie nicht enttäuscht wird sie fließt immer wieder zurück und reinigt das Herz es wird gewogen werden und Belgrad wird wie meine Geburtsstadt sein …
(Text: Gerhard Multerer 2013)
gerhard@multerer.org
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